Gestern Abend hatten wir mal andere Nachbarn. Keine Hunde sondern eine Party, also war es nicht wirklich ruhig, obwohl unser Platz viel versprechend wirkte. Heute morgen ging es dann ganz gemächlich los. Die Sonne schien und wir hatten einen wirklich schönen Start in den Tag. Unser erstes Wegstück führte uns durch einen kleinen Wald. Immerwieder konnten wir durch die Bäume das Meer sehen. Der Weg veränderte sich ziemlich schnell. Es war wie in einem schmalen Tal zu gehen. Neben uns war die Erde ziemlich hoch und dann kamen erst die Bäume und Hecken. Der Boden wurde steiniger. Es waren ganz viele große Feuersteine. Thomas meinte das sei das typische Gestein der Gegend.
Der Weg war nicht weit und schon waren wir in Villers-sur-mer. Dort wollte ich gern erstmal an den Strand. Auf dem Weg dahin sind wir an einer St. Martins Kirche vorbei gekommen. Das Portal schmückte ein großes Bildnis, wie St. Martin auf dem Pferd sitzend den Mantel mit dem Schwert teilt und ihm der Bettler kniet. Das ganze war ohne viel Schnörkel, sondern ganz klar gestaltet. Das ist mir bisher bei noch keiner Kirche aufgefallen. Oft sind da ja Abbildungen aus der Bibel oder Engel und Teufel zu sehen. Ich fand das Bild wirklich beeindruckend. Auch die Stadt wirkte mehr, wie eine Stadt. Die Häuser waren relativ hoch und wirkten mit ihren relativ schmalen und hohen Fenstern wirklich typisch Französisch. Die Straßen waren auf dem Weg zum Strand eher schmal und verwinkelt.
Thomas hatte mich schon vorgewarnt, dass wir mit den Hunden nicht an den Strand dürfen. Als wir dann am Strand waren war es wirklich auch so. Die Promenade war ziemlich groß und da wir doch recht früh da waren, war noch nicht so viel los. Der Strand wirkte nicht besonders groß und am Rand zur erhöhten Promenade standen weiße Umkleidehäuschen. Es wirkte doch ganz anders als an der Ostsee. Wir sind von da aus ein paar Straßen weiter weg vom Strand aber parallel zu ihm weiter gelaufen, um unseren GR wieder zu treffen. Die Häuser veränderten sich schnell, je mehr wir den Stadtkern verließen. Sie wurden kleiner und irgendwann kamen die typischen kleinen, gelben, französischen Einfamilienhäuser.
Auf dem GR habe wir dann auch die nächste Stadt eher umrundet. Der Weg war ziemlich sonnig und neben uns im Graben quarkten die Frösche. Sie waren so mittelgroß und wunderschön grün und braun gemustert. Wir konnten sie gut sehen, wie sie da so im Wasser auf den Algen hingen und ihre Wangen aufpusteten bis sie weiß wurden und ein tiefes Quarken von sich gaben.
Auf dem Weg lag auf einmal ein Schokomüsliriegel vor nus. Original verpackt, ganz neu. Ihn muss gerade vor uns jemand verloren haben. Uns hat es total gefreut und wir haben ihn auch gleich aufgegessen. Mhhh war der lecker. Natürlich haben wir den Müll dann auch mitgenommen.
Der Weg ging heute etwas schlangenlinienförmig. Wir sind dann über einen Hügel gekommen auf dem noch Teile und Bunker der Atlantischen Schutzwalls des 2. Weltkrieges zu sehen waren. Die Aussicht auf das Meer war auch toll, aber es beschäftigte mich mehr was wir da sahen. Ein Gefühl ist an solchen Orten eher beklemmt. Thomas und ich sind auf dem Weg ins diskutieren gekommen, wie man oder besser wir mit dem Krieg umgehen können. Wie geht ihr damit um?
Dann waren wir auch schon nahe der nächsten Stadt. Unser Wasser war alle und wir waren alle durstig. Nachdem Thomas Mittags nach Wasser fragen war, bin ich jetzt gegangen. Es war eine größere Anlage, die ein Sekretariat hatte, dort habe ich gefragt. Die Frau hat erst nicht so richtig verstanden was ich von ihr wollte und musste erst ihre Kollegin fragen ob sie Wasser rausgeben darf. Die Kollegin war aber ganz nett und bejahte ihre Frage.
Wir sind dann ziemlich schnell, über einen Waldweg in Deauville angekommen. Wir dort statt den GR zu folgen einfach die direkteste Verbindung durch die Stadt gewählt. Die Architektur war hier nochmal ganz anders. Die Häuser entsprachen eher dem, was an der Ostsee unter Bäderstil bekannt ist. Es waren große, mehrgeschossige Willen, zum Teil mit dem typischen Fachwerk der Region und zum Teil aus Backstein. Die Stadt war voller Leben. Wir haben in einem kleinen Park eine Pause gemacht. Die Hunde und wir brauchten sie wirklich. Deauville ging nahtlos in Trouville-sur-mer über. Wir überquerten einen Fluss und da gerade Ebbe war, war der Fluß fast leer. Ich finde das wirklich immer wieder beeindruckend wie das Wasser kommt und geht. Auch diese Stadt war ziemlich lebendig. Die Leute saßen in den Restaurants und flanierten die Straßen entlang. Es war schön zu sehen, aber wir mussten weiter. Wir hatten ja noch keinen Schlafplatz. Weiter dem GR folgend ging es bei noch ziemlich prallem Sonnenschein erstmal steil den nächsten Hügel rauf. Blondi und ich brauchten eine Pause. Thomas war in der Zeit Wasser holen und nach Schlafmöglichkeiten fragen. Es sah erstmal nicht gut für uns aus. Alles war mehr als einen Kilometer weit weg. Also ging es erstmal weiter den Hügel rauf. Neben uns war auf einmal der Eingang zu einem Feld auf dem Strohballen waren. Ich war so froh und wollte nicht mehr weiter. Wasser haben wir genug, da Thomas die Reserveflaschen auch mit Wasser füllen lassen hat. Wir hoffen jetzt das der Bauer die Strohballen nicht heute Nacht holt bzw. das ihn unser Zelt nicht stört hier am Rand. Wir sind heute wirklich geschafft. Wir waren neun Stunden unterwegs. Selbst Marvin war müde als wir ankamen. Wir hatten auch keine Lust mehr zu kochen, also gab es Sandwiches. Das war auch lecker.