Kasari

Heute waren wir wie Schnecken unterwegs. Die Sonne schien und der Weg ging an Feldern und Wald vorbei.

Anstatt zu unserem Ziel, einen Grillplatz un 22 Kilometer Entfernung zu gehen, haben wir bei 7 Kilometern gestoppt. Mir ging es nicht so gut und wir sind gefühlt von Pause zu Pause geschlichen. Unterwegs haben wir noch einen großen Hund getroffen, der sich von der alten Frau nicht zurück rufen lies. Der Hund wollte unbedingt unsere Beiden kennenlernen. Er guckte erst nach Blondi, die an Thomas Hand war und als die beiden weiter gingen, wollte er Marvin „Hallo“ sagen. Ich hab Marvin laufen gelassen und alles ging gut. Nur wollte der Hund immer weiter mit uns gehen und nicht zu seiner Frau zurück. Ich habe mich zwischen die Hunde gestellt und habe ihn mit deutlicher Stimme zurück geschickt. Thomas ist mit unseren etwas weiter gegangen. Das funktionierte so gut. Ich war selbst überrascht.

An einer Weggabelung nach einem wunderschönen Fluss, haben wir uns dafür entschieden zu stoppen. 15 Kilometer wären zu viel für mich geworden. Unser Zelt steht jetzt auf der Wiese vor einem alten Regierungsgebäude. Die Sicherheitsleute waren gesade hier, als wir ankamen und Thomas fragte sie, ob es ok ist. Sie hatten nichts dagegen.

Thomas hat sich um alles gekümmert, so dass ich schlafen konnte. Bei einem Spaziergang um das Haus, hat Thomas einen Fuchs gesehen. Er denkt, dass er Junge dort hat, da er nicht weg lief.

Den Nachmittag haben wir dann im Zelt im Schatten verbracht.

Laiküla

29.Mai

Heute morgen hatte der Regen aufgehört und die Sonne kam etwas heraus. Wir haben den Weg etwas abgekürzt. Das heißt wir sind in Richtung Ort gegangen und dann über eine kleine Straße aus dem Ort raus. Der Ort war richtig schön und es gab einen Park und viele schöne Häuser mit tollen, großen Gärten. Auf die Straße traf etwas spät auch der Weg wieder. Es ging an Feldern vorbei und an etwas Wald. Im nächsten Ort wollten wir den Bus nehmen, um die lange Hauptstraße zu überbrücken. Das empfahl auch der Reiseführer und auf unserer Karte endete der Weg für das Stück.

Im Ort verlief dann der Weg anders als auf der Karte und führte uns direkt zur Hauptstraße. Die Zeichen führten an der Straße weiter, aber wir entscheiden uns für den Bus. 20 Kilometer Hauptstraße sind nicht schön zu laufen. Der nächste Bus fuhr in zwei Stunden. So haben wir erstmal etwas zum Mittag gegessen und gewartet. Während der Wartezeit fuhren ein paar Fahrräder an uns vorbei. Der Bus kam dann auch pünktlich. Wir gaben rechtzeitig ein Zeichen, dass wir mitfahren wollen, aber der Bus fuhr an uns vorbei und gab uns irgendein Zeichen, dass wir nicht verstanden. Die nächsten Busse die kamen, waren Schulbusse. Wir waren echt ziemlich genervt, da wir nicht wussten warum der Bus nicht hielt.

Thomas Knie war heute nicht ganz so gut und wir hatten uns auf einen kurzen Tag laufen eingestellt. Also haben wir alles für’s Trampen vorbereitet und den Daumen rausgehalten. Es hat nicht lange gedauert, bis ein Auto mit zwei Frauen hielt und uns nach Laiküla mitgenommen hat. Vom Auto aus schien es so als würde der Weg doch die Straße verlassen, auch wenn auf unserer Karte keine anderen Wege als die Straße eingezeichnet sind.

In Laiküla haben uns die Frauen direkt am Startpunkt des Weges rausgelassen. Wir sind erst eine Runde durch den Ort gegangen und haben ein Storchenpaar ganz nah in ihrem Nest beobachten können. Dann haben wir nach einem Zeltplatz gesucht. Eine Wiese sah nach öffentlichen Platz aus, aber da wir uns nicht sicher waren, haben wir beim angrenzenden Haus gefragt.

Thomas war erst fragen, aber da die Frau kein Englisch dafür aber Deutsch sprach, habe ich sie dann nach dem Platz und Wasser gefragt.

Unser Zelt steht jetzt auf diesem schönen Platz und die Hunde und ich haben direkt erstmal eine Runde geschlafen.

Wir sind jeden Tag wieder begeistert wie grün es hier ist und wieviel fast unberührt scheinende Natur wir finden.

Panga

Heute morgen haben wir es tatsächlich geschafft nicht so spät vom Campingplatz aufzubrechen.

Es ging erstmal aus der Stadt raus in den Wald. Am Wegesrand waren unheimlich viele Weinbergschnecken. Wir haben sogar einige sich paarende Pärchen beobachten können.

Den eigentlichen Weg trafen wir dann im Wald wieder. Es ging noch ein bisschen durch den Wald bevor der Weg auf die Straße abbog. Aber auch auf der Straße blieb der Weg von Grün umgeben. Die Autos fuhren langsam und es war wenig Verkehr.

Unsere Mittagspause haben wir an einem anderen Campingplatz gemacht. Dort standen Tische und Bänke und die Besitzer hatten nichts dagegen. Der Platz schien leer zu sein, eigentlich sehr schade, da er sehr gepflegt und schön aussah. Es gab einige Tische und eine Art Saal, so dass man gut beisammen sein konnte.

Es ging dann immer weiter die Straße entlang. Wir kamen durch ein kleines Dorf. Dort bog der Weg auf eine ganz kleine Straße ab. Hinter einem Graben und Büschen haben wir einen Rehbock aufgeschreckt. Blondi war erstaunlich ruhig. Sie roch ihn zwar, stand aber nicht in der Leine oder bellte.

Kurz vor Panga fing es an zu regnen. In Ort sind wir etwas vom Weg abgezweigt, um schneller zu der alten Kirche zu kommen. Die Kirche ist nur noch eine Ruine und auch das Pfarrhaus verfällt. Es ist zu sehen, dass jemand mit renovieren des Hofes mal angefangen hatte, aber momentan sieht es eher nach Verfall aus. Das Pfarrhaus und die Kirche waren bestimmt mal wunderschön. Unser Zelt steht jetzt auf jeden Fall auf der Wiese nahe der Kiche. Auf das Zelt prasselt von draußen der Regen und spielt uns ein Lied.

Happsalu

Gestern ging es für uns auf den Campingplatz von Happsalu. Kurz nachdem unser Zelt stand, fing es an zu regnen. Den Nachmittag haben wir dann im Zelt verbacht, gegessen und einfach nichts gemacht.

Heute sah das Wetter etwas freundlicher aus und wir haben die Stadt erkundet. Ein deutsches Ehepaar, dass wir gestern Abend auf dem Platz kennengelernt hatten, hat uns mit dem Wohnmobil mit in die Stadt genommen. Das war das erste Mal in einem fahrenden Wohnmobil für mich.

In der Stadt haben wir dann im Sportgeschäft festgestellt, dass ich das Portemonnaie im Zelt vergessen habe. Also sind wir zurück zum Campingplatz gelaufen, um es zu holen. Zurück in der Stadt, haben wir dann nochmal das Sportgeschäft angesteuert. In der Touristeninformation haben sie uns noch ein paar Infos zum E9 gegeben und dann waren wir Kuchen essen und Kaffee trinken, bevor es weiter ging. Die Stadt ist ein Kurort für ihren Heilschlamm bekannt. Wir sind in Richtung Meer und Kurhaus gegangen und haben einfach ein paar Eindrücke gesammelt. Ich mag diese Holzhäuser hier sehr. Es wirkt als wäre die Stadt mehr zu Gast in der Natur als umgedreht. Es ist nicht alles so perfekt. Es wirkt mehr entspannt.

Auf dem Rückweg waren wir noch einkaufen und in einem kleinen Bioladen. Die Frau im Bioladen war sehr freundlich und wir haben uns etwas unterhalten, auch wenn wir dort nicht so viel gekauft haben.

Wir waren auch nochmal in einer Apotheke. Wir haben eine etwas ältere erwischt. Naja das war schon anders als in Deutschland. Keine Freiwahl und nur am HV-Tisch alles ausgestellt und natürlich hinter Glas. Wir haben aber auch moderne Apotheken gesehen, die wir in Deutschland aussahen.

Als wir zurück waren, fing es auch bald wieder zu regnen an. Der Campingplatz hatte sich etwas mehr gefüllt und füllte sich über den Abend immer mehr. Da es nicht so warm ist, sind alle in ihre Busse und Campingwagen zurück gezogen. Wir sind die einzigen mit Zelt hier. Jetzt zwitschern draußen die Vögel und wir sind eingekuschelt.

Saunja

Heute morgen haben wir ganz schön verschlafen. Es war schon fast 9 Uhr als wir aufwachten. Draußen waren dicke schwarze Wolken am Himmel zu sehen und die Sonne schien.

Nachdem wir alles gepackt hatten, ging es weiter an der Straße entlang. An einem kleinen Wanderrastplatz haben wir eine Pause eingelegt.

Etwas später haben wir den Hunden am Straßenrand Wasser gegeben. Ein Auto hielt und die Frau fragte uns wo wir gestartet wären und ob wir alles zu Fuß machten. Wir erklärten, dass wir vor zwei Wochen in Tallinn gestartet seien. Das Auto fuhr etwas an die Seite und der Mann und die Frau gaben uns einen toll duftenden, geräucherten Fisch und Erdbeeren. Das war so freundlich. Wir haben uns total darüber gefreut.

Am Straßenrand kurz vor einem Ort sind uns ganz viele Weinbergschnecken aufgefallen. Ich mag diese Tiere wirklich sehr und freue mich immer, wenn ich sie sehe.

Unser Ziel bis zum Mittag, war der nächste Ort mit einem Laden. Wir brauchten Hundefutter und Gemüse. Wir waren tatsächlich auch bis zum Mittag angekommen und konnten an einem Rastplatz mit Holztischen Mittag essen. Der Laden war gleich auf der anderen Straßenseite und so hatten wir alles perfekt zusammen.

Thomas war heute etwas müde und so haben wir nach der Mittagspause direkt angefangen einen Platz für unser Zelt zu suchen. Auf dem Weg aus dem Ort sind wir an einem Bauernhof mit englischen Rindern vorbei gekommen. Die Kühe konnten ein großes Gelände mit Wald nutzen. Mit ihrem hellbraunen Fell gaben sie einen schönen Kontrast zu dem maigrünen Feld und Wald.
Auf der Straße heute sind wir einigen Fahrradwanderern begegnet.

Da wir kein Wasser für die Nacht hatten und kein Fluss in der Karte eingezeichnet war, bzw wir auch keinen gesehen hatten, haben wir heute bei privat Häusern nach einem Platz im Garten gefragt. Die Leute beim ersten Haus hätten uns gern Unterschlupf gewährt, hatten aber selber einen Hund. So ging das leider nicht.

Während ich mit unseren Hunden an der Straße wartete fuhr eine Familie auf Fahrrädern an uns vorbei. Bis zum nächsten Haus mussten wir noch ein Stückchen die Straße weiter gehen. Ich habe wieder an der Straße gewartet und Thomas war fragen. Die Leute waren super freundlich und es war genau die Familie, die ich davor schon gesehen hatte.

Wir stehen jetzt am Ende des Gartens, an einem etwas windgeschützteren Ort. Die Familie hat eine junge, orange-weiß-getiegerte Katze. Die kleine ist ganz neugierig und folgt der Familie hier auf dem Hof fast wie ein Hund. Die Jungs hören wir Fußball spielen. Es ist hier ein wirklich schöner Ort, mit viel Platz.

Als ich vorhin noch etwas Wasser holen war, haben wir sogar noch eine frischgebackene Waffel bekommen.

Sutlepa

Heute Nacht hat es geregnet und wir sind mit dem klopfen von Regentropfen auf unserem Zelt am Morgen aufgewacht. Als wir dann fertig gefrühstückt hatten, war der Regen auch vorbei und wir konnten im Trockenen unsere Sachen packen.

Es ging dann erstmal weiter am Strand entlang bzw so halb im Wald. Dabei haben wir drei große Rehe gesehen. Gerade haben wir mal etwas im Internet gesucht und das, was wir gesehen haben, waren keine Rehe sondern weibliche Rothirsche. Blondi hat die Tiere zum Glück nicht bemerkt. Es war wie immer anstrengend im Sand zu laufen und wir haben immer wieder Stellen gesucht, wo das Laufen besser ging.

Wir wollten eine Pause an einem Picknickplatz (laut Karte) machen, aber der Platz stellte sich als ziemlich tolles Surfcafé am Strand heraus. Es öffnet offiziell erst am 1. Juni, aber wir haben trotzdem einen Café bekommen. Die Leute waren wirklich freundlich und das Café war originell. Alles wirkte handgemacht und es war schön dekoriert.

Wir sind noch ein Stück der Küste gefolgt, bevor der Weg in Richtung Inland abbog. Wir haben eine Kröte gesehen und Blondi hat sie ganz vorsichtig beschnuppert. Etwas weiter haben wir eine große Elchkuh aufgeschreckt. Sie lief leider vor uns weg, so dass wir sie gar nicht in Ruhe betrachten konnten. Wir sind immernoch ganz fasziniert von diesen eleganten Tieren.

Wir sind an ein paar Häusern vorbei gekommen und um die Häuser blühte überall der Flieder. Es sieht so wunderschön aus. Wir fühlen uns oft etwas in der Zeit zurück gereist. Die Felder sind voller Blumen, es gibt überall natürliche Hecken und die Häuse wirken oft bodenständig und seit vielen hundert Jahren da. Die Traktoren sind klein und älteren Modells und nur die Autos holen uns ins jetzt zurück. Die Autos sind neu, aber eher selten groß. Für uns ging es dann ein ganzes Stück an der Straße entlang. Natürlich werden auch hier Wälder gefällt und uns ist bewusst, dass viele Menschen hier nicht viel Geld haben. Die Natur wirkt hier dafür noch viel heiler. Dieser Gegensatz wirkt so verrückt. Warum schaffen wir nicht unsere Natur zu schützen, obwohl wir so viel Geld haben.

Unterwegs habe ich heute meine ersten Baumperlen an einem Ahorn gefunden. Er hatte ganz viele kleine. Ich bin so glücklich darüber. Sie sind ein tolles Andenken an Estland.

Unser Zelt steht heute im Ort am Kulturzentrum. Dort haben wir Wasser bekommen und es war ok, dass wir eine Nacht hier bleiben können. Am Nachmittag drehte der Rasentraktor seine Runden um unser Zelt. Das war schon ein komisches Gefühl dabei im Zelt zu sitzen.

Dirhami

Heute morgen war es etwas neblig als wir starteten. Der Weg ist jetzt wieder nur noch der E9 und die Ausschilderung war gut. Als wir am Hafen angekommen waren, war es dort viel nebliger und alles wirkte etwas gespenstisch. Es gab einige alte verlassene und kaputte Häuser dort, die das Bild noch verstärkten. Der Wind wehte relativ stark, so dass die Ostsee richtig Wellengang hatte.

Der Weg ging heute fast die ganze Zeit am Strand entlang. Das war schön aber auch anstrengend. Zwischendurch haben wir die Hunde auch mal ins Wasser gelassen. Blondi war glücklich mit Marvin spielen zu können. Sie hat ihn zur Animation immer wieder angebellt und ins Ohr versucht zu beißen, doch Marvin hatte nur Augen für seinen Stock.

An einem ziemlich großem Grillplatz der aus ganz vielen kleinen Grillbereichen bestand, haben wir kurz Pause gemacht und festgestellt, dass der Laden zu dem wir gehen wollten einen Ort weiter ist als gedacht. Da wir aber eh bis dahin laufen wollten, war das nicht schlimm.

Um einen Fluss zu überqueren, mussten wir wieder etwas mehr landeinwärts laufen. Direkt hinter der Brücke war auch ein Grillplatz und ein Turm zum Vögel beobachten. Der Ort war wirklich schön. Es war fast windstill dort und so haben wir dort gleich unsere Mittagspause gemacht. Da wir schon ein gutes Stück gegangen waren und nur noch 8km vor uns lagen, haben wir uns Zeit für die Pause und einen Kaffee gelassen.

Dann ging es zurück an den Strand. Es war immernoch ziemlich windig und der Sandstrand wechselte wieder zu Kalksteinplatten. Das lief sich etwas besser. Der Leuchtturm war jetzt auch nicht mehr weit entfernt. Der Strand wechselte dann wieder zu Sandstrand ein paar Häuser waren zu sehen. Zwei Kitesurfer standen im Wasser und versuchten einen Schirm gut im Wind zu platzieren. Das schien bei dem immernoch recht starkem Wind nicht so einfach zu sein.

Wir sind dann in Richtung Leuchtturm abgebogen. Da der Leuchtturm am Ende einer Landzunge steht, sahen wir schon schnell die andere Uferseite und auf dem Wasser tausende Gänse. Wir haben die Rucksäcke abgesetzt und sind ohne die Hunde zum Strand gegangen. Wir haben den ganzen Tag schon viele Gänse über uns hinweg fliegen gesehen, aber so viele hatten wir nicht erwartet irgendwo zu treffen.

Da wir mit den Hunden nicht am Strand lang wollten, Blondi wäre nicht zu halten gewesen, sind wir die Straße zurück gegangen und dann dem Weg für die Fahrräder bis zum Ort gefolgt. In dem Ort gab es einen kleinen Laden. Die Leute dort waren sehr freundlich und interessiert. Wir konnten dort auch unser Wasser auffüllen, um die Nacht am Strand zu verbringen. Der Mann sprach sogar Deutsch, das war wirklich eine Überraschung.

Am Strand angekommen, hing dort eine Schaukel an einem Baum und ich musste sie natürlich ausprobieren. So gemütlich.

Während Thomas sich später um seine Schuhe gekümmert hat, habe ich geschlafen. Es ist einfach toll mit dem Rauschen der Wellen im Ohr zu schlafen.

Rannaküla

Heute morgen waren wir tatsächlich noch etwas früher als sonst. Aber natürlich trotzdem mit Mücken. Kurz nach dem Start waren wir aber am Meer. Dort gab es deutlich weniger von den Damen. Die Ostsee lag ganz still und auf den Steinen, die aus dem Wasser schauten, saßen vereinzelt Vögel. Auch unsere dritte Kreuzotter haben wir dort auf dem Weg getroffen. Blondi blieb leider direkt über ihr stehen. Das fand die Kreuzotter nicht lustig und versuchte sie zu beißen. Sie hat Blondi zum Glück nicht erwischt.

Der Weg führte etwas am Strand entlang. Wir sind über Kalksteinplatten gelaufen. Es gab das Stück kaum Sand oder Steine. Dann ging der Weg wieder in den Wald und zu den Mücken. Zum Glück waren es nicht so viele wie in den letzten Tagen.

Was uns immer wieder hier auffällt sind die vielen „Grundstück zu verkaufen“- Schilder. Egal ob am Strand oder im Wald. Alles wird angeboten. In ein paar Jahren werden diese ganzen schönen Plätze und die Landschaft zugebaut sein. An manchen Stellen merkt man es schon, wenn der Weg auf einmal neu gelegt wurde, um einem Haus auszuweichen oder dessen Strandabschnitt. Das ist wirklich schade.

Nach ca 12km kamen wir in einen kleinen Ort. Dort gab es ein Bushäuschen mit allen Briefkästen, einem Tisch, einer Uhr und einem Thermometer. Wir haben uns an diesem gemütlichen Ort für unsere Mittagspause entschieden. Während wir da saßen, kam auch ein Bus und drei ältere Leute stiegen aus. Die eine Frau wurde im Nachbargarten gleich stürmisch von ihrem Dackel begrüßt. Beim Rennen flatterten ihm so schön die Ohren. Er hat unsere Hunde auch erst gar nicht bemerkt.

Dann ging es weiter. Der wechselte zwischen Strand und Wald. An einer Stelle mussten wir etwas weiter landeinwärts laufen, um eine Brücke zu erreichen. Nahe der Brücke konnten wir Biberspuren sehen. Am Brückenrand lagen lauter Äste die aus dem Wasser geholt wurden. Wir vermuten der Biber hatte dort versucht zu bauen. Der Weg ging dann direkt am Fluss entlang zurück zum Meer. Ich habe die ganze Zeit gehofft den Biber zu erspähen, was natürlich nicht möglich war.

Wir kamen dann an einem Informationspunkt an, wo stand, dass zelten verboten sei und man sich im Naturschutzgebiet befindet. So einen Punkt gab es leider auf der anderen Seite, wo wir das Gebiet betreten hatten nicht. Wir mussten unsere Schlafplatzsuche also nochmal umplanen. Und statt noch einem Kilometer, waren es dann fünf.

Der Weg ging weiter durch den Wald und als wir an den nächsten Häusern ankamen, mussten wir wieder einen Fluss überqueren. Die Brücke war eine Hängebrücke und naja so mäßig Vertrauen erweckend. Thomas ist mit Marvin vorgegangen. Als sie angekommen waren, habe ich Blondi zu ihnen geschickt, damit ich in Ruhe den Rest der Brücke gehen konnte.

Kurz hinter der Brücke liegt ein kleiner Festplatz mit einer Bühne und Bänken und einer Wiese. Dort haben wir jetzt unser Zelt aufgebaut. Laut Karte sind wir nun außerhalb des Naturschutzgebietes.

Vihterpalu

Heute morgen war es schon ganz schön warm als wir starteten und die Mücken ärgerten uns schnell. Das erste Wegstück war durch die Mücken ziemlich anstrengend. Thomas hatte auch seit dem Morgen schon Kopfschmerzen. Es viel uns schwer in ein gutes Lauftempo zu kommen. Der Weg ging wie, die letzten Tage auch, durch den Wald. Die Pflanzen waren hier aber alle von einer Krankheit befallen. Alle Blätter hatten weiße Flecken. Stellen ohne Chlorophyll. Der Weg war schmal und wir waren froh als er in eine breitere Schotterstraße mündete. Im Gebüsch hörten wir etwas von uns weg rennen. Wir denken es war ein Reh. Die Hunde haben es zum Glück nicht bemerkt und Blondi schnüffelte genau in die andere Richtung.

Als wir an einer Stelle mit wenig Wald und viel Sonne und damit weniger Mücken eine Pause machten, kam auf der Straße ein Auto angefahren. Es hielt bei uns. Der Mann sprach nur wenig Englisch und meinte es sei gefährlich mit den Hunden dort. Wir verstanden aber nicht warum. Als wir etwas später an einer Wegkreuzung gerade nach dem Weg guckten, kam er zurück. Thomas fragte ihn nochmals warum es dort gefährlich wäre. Er sagte (mit Telefon Übersetzung und etwas Englisch), dass es dort Bären gäbe und die nicht gut auf bellende, freilaufende Hunde zu sprechen wären. Ok, diese Information hatten wir davor nicht. Wir sind erstmal weiter gegangen und wollten den Weg eigentlich über eine andere Straße abkürzen. Wir sind aber nach einem kurzen Stück wieder umgedreht und dann dem originalen Weg gefolgt. Der Wald war dann auch schnell der Straße nicht mehr so nah, so dass wir uns eine Pause gönnten. Die Mücken waren übrigens ab der Bäreninformation nicht mehr relevant. Der eigentliche Wanderweg sollte dann auf einem schmalen Pfad wieder in den Wald gehen. Doch das war uns zu heiß. Wir sind auf der Schotterstraße geblieben. Die mündete dann etwas später in eine richtige Straße und auf der sind wir dann weiter gegangen. Es waren nicht viele Autos unterwegs. Ein ausgebauter Campinglaster von Mercedes mit deutschem Kennzeichen kam uns entgegen.

Bis zum Picknickplatz in Vihterpalu war es nicht mehr weit und hinter uns kamen auch schon dicke Wolken die auch zum Teil schon regneten. Da wir müde waren und nicht im Regen laufen wollten, blieben wir da. Wir machten eine ausführliche Mittagspause mit Kaffee und warteten auf den Regen. Und warteten auf den Regen. Und warteten auf den Regen. Bloß der Regen kam nicht. Wir hätten uns ja sehr über die Abkühlung gefreut, aber als die Wolken hier angekommen waren, waren sie schon leer.

Um die Mücken etwas zu vertreiben, haben wir im Feuerplatz ein Feuer entfacht und später auch gleich darauf gekocht. Die Mücken haben uns dort auf jeden Fall in Ruhe gelassen. Jetzt liegen wir im Zelt und planen den morgigen Weg.

Harju-Risti

Heute früh hatten wir uns ja den Wecker zeitiger gestellt, damit wir los laufen bevor es richtig warm wird. Das hat auch ganz gut geklappt, obwohl unsere Nacht nicht so gut war. Schon am Abend haben wir die Mücken außerhalb des Zeltes so laut summen gehört und dann hatten wir noch ein paar davon im Zelt. Due sind uns natürlich immer um die Ohren geflogen. Heute morgen beim Zeltabbau dann waren zwischen Außen- und Innenzelt hunderte Mücken. Kein Wunder, dass die gestern Abend so laut waren.

Mit den Mücken war heute wirklich nicht zu spaßen. Beim Zeltabbau und Rucksäcke packen ließen sie uns schon nicht in Ruhe und auf dem Weg auch nicht.

Auf dem ersten Stück Straße ging es noch. Da ist auch zum ersten Mal in Estland ein Radwanderer an uns vorbei gefahren. Er war freundlich und wir haben uns gegrüßt, aber er war so schnell vorbei, dass er Thomas Kaffeeeinladung nicht mehr gehört hat.

Dann ging es in den Wald. Sobald wir stehen blieben, um etwas zu trinken, waren wir von Mücken umringt. Selbst die Hunde fanden das nicht mehr lustig. Unsere Pausen hielten sich dadurch in Grenzen. Für die Hunde gab es kurz vor der Padise noch ein Bad in einer tieferen Stelle im Fluss. Bis wir im Ort waren, waren beide aber schon wieder komplett trocken. Das ging wirklich schnell.

In Padise haben wir in der Nähe einer Klosterruine unsere Mittagspause verbracht. Dort gab es zum Glück keine Mücken. Wir konnten unsere Wasserflaschen auffüllen und noch etwas Käse kaufen und waren glücklich. Hinter der Ruine war eine Wiese mit so vielen gelben Löwenzähnen und darauf drei große Apfelbäume in voller Blüte. Ein wundervoller, weißer Blütentraum.

Dann ging es wieder kurz wieder in den Wald und zu den Mücken. Als wir den Wald verlassen hatten und kurz eine etwas mückenfreie Pause einlegen konnten, fing es an zu regnen. Die Wolken haben uns schon eine Weile angekündigt. Ich bin gleich in meine volle Regenmontur geschlüpft und hatte dann außen Regen und innen Sauna. Der Regen wurde auch nicht so stark, wie ich ihn erwartet hatte. Thomas hatte mit nur seiner Jacke die deutlich bessere Wahl getroffen. Es regnete auch nicht sehr lang.

Auf der Straße ging es nur kurz weiter und dann wieder in den Wald. Bei Regen nerven wenigstens die Mücken nicht. Bei der nächsten Straße haben wir uns für eine kleine Abkürzung entschieden und sind einfach ein Stück auf der Straße geblieben, da der Weg einen Schlenker machte und die Straße danach wieder traf. An der Stelle haben wir dann die Regensachen auch wieder ausgezogen und konnten wieder eine kurze mückenfreie Pause einlegen. Im Wald danach haben wir neben Vergissmeinnicht auch die ersten Walderdbeeren blühen gesehen. Seit heute blüht auch der weiße Flieder fast überall, wo wir ihn sehen.

Wir sind dann nochmals durch ein Waldstück wie in Finnland gekommen. Mit ganz vielen Blaubeersträuchern und nur Kiefern. Wir haben jede Sekunde erwartet, dort auch einen Elch anzutreffen. Nach diesem Waldstück war die mückenfreie Zeit vorbei. Bis jetzt hielten sich die Mücken, wenn wir in Bewegung waren von uns fern. Das änderte sich jetzt schlagartig und die Mücken schwirrten auch während wir liefen um uns rum und versuchten uns zu stechen. Zum Glück war die Stadt nicht mehr weit entfernt. Dort war dann auch erstmal Ruhe mit den Mücken.

Wir waren einkaufen. Das heißt ich war im Laden und Thomas mit den Hunden draußen. Es gab nur sehr wenig Gemüse zur Auswahl und das kam von überall her, nur nicht von hier. Es war wirklich schwierig für die nächsten drei Tage Gemüse auszusuchen. An der Kasse verstand die Verkäuferin natürlich kein Englisch. Ich hatte keinen Beutel dabei und war unsicher, ob ich den Korb mit rausnehmen kann. Ich war schon dabei alles gut zu stapeln. Sie ging dann und kam mit einem Karton wieder. Dann gab es für uns erstmal Kekse, bevor es weiter ging. Der Weg bis zur Kirche war zum Glück nicht mehr so weit und auch wenn das Büro geschlossen hatte, hing dort eine Telefonnummer der Pastorin. Diese sprach sehr gut Englisch und jetzt stehen wir im Pfarrgarten mit unserem Zelt. Wir können im Gästehaus die Toilette und Dusche nutzen und die Küche und sind super glücklich. Hier sind viele Schilder auch in Deutsch beschriftet und überhaupt gibt es viele Erklärungen zur Kirche. An einem der Schilder stand dann auch nochmal, dass sie Gästezimmer haben. Da hatten wir aber schon telefoniert. Die Pastorin fliegt morgen nach Deutschland, ein schöner Zufall.

Jetzt haben wir gegessen, sind geduscht, müde und glücklich in unserem Zelt und hoffen auf weniger Mücken.